Enbindungs- und Abtreibungslager in den Rieselfeldern

Im Jahr 1944 wurden in ganz Westfalen etwa 95.000 ausländische Frauen zur Zwangsarbeit gezwungen. Vorwiegend geschah dies in den Rüstungsschmieden des Ruhrgebietes, in den Lampenstuben der Zechen, in münsterländischen Textilbetrieben, auf Bauernhöfen oder im Haushalt nazitreuer Familien. 

Die Frauen stammten aus Polen oder der damaligen Sowjetunion waren durchschnittlich gerade einmal 20 Jahre alt. Ihr Leben war von harter Arbeit, katastrophaler Unterbringung und zusätzlich noch der Angst vor nächtlichen Luftangriffen geprägt. Schwangerschaften waren unerwünscht.

In Waltrop wurde im April 1943 am Rande der Rieselfelder ein zentrales Entbindungslager für Polinnen und die so genannten "Ostarbeiterinnen" aus Westfalen eingerichtet. Mit einer Kapazität von 500 Personen war es das größte seiner Art. Zwangsarbeiterinnen bis zum fünften Monat der Schwangerschaft wurden hier bis April 1945 zur Abtreibung gezwungen. Die übrigen Schwangeren mussten bis zur Niederkunft auf den Feldern der "Gemüseanbaugenossenschaft Waltrop" oder in einer angegliederten Nadelfabrik arbeiten. 

Mindestens die Hälfte der im Lager geborenen Kinder kamen ums Leben, 490 sind „namentlich nachweisbar gestorben“. 1991 eingewiesene Frauen verzeichnen die beiden Lagerbücher insgesamt.

Daran erinnert heute noch ein Mahnmal, das der Waltroper Künstler Paul Reding zusammen mit Jugendlichen Waltrops errichtete. Auch eine Gedenktafel auf dem Friedhof und die „Steine gegen das Vergessen“ im Pflaster der Waltroper Fußgängerzone, sowie ein Dokumentarfilm des WDR (2000) halten die Erinnerung wach.


Für Mehr Informationen empfehlen wir Ihnen einen Besuch im Waltroper Heimatmuseum.
Diese Seite entstand in Zusammenarbeit mit dem Waltroper Heimatverein.