Das Landes-Förderprogramm „Dritte Orte“ geht im kommenden Jahr in die 2. Förderphase und Waltrop soll weiter dabei sein. Engagierte Bürgerinnen und Bürger wollen mit Unterstützung der Verwaltung und Fördergeldern vom Land das Haus der Bildung und Kultur (HBK) in der Ziegeleistraße zum 3. Ort machen – einem neuen Ort der Begegnung abseits von Arbeitsplatz und Zuhause. Aufgrund der Voraussetzungen für die Förderung und unterschiedlicher Antragsfristen werden die Pläne für die Umsetzung des Projekts überarbeitet.
Mit dem Programm „Dritte Orte – Häuser für Kultur und Begegnung im ländlichen Raum“ fördert das Ministerium für Kultur und Wissenschaft (MKW) im Rahmen der „Stärkungsinitiative Kultur“ die Entwicklung und Weiterentwicklung von Kulturorten in ländlichen Regionen.
In der laufenden ersten Programmphase werden 17 Projekte bei der Entwicklung von Konzepten für Dritte Orte unterstützt – darunter auch das in Waltrop: Das Haus der Bildung und Kultur in der Ziegeleistraße 14 soll weiterentwickelt und mit einem neuen Medienzentrum kombiniert zum kulturellen Begegnungsraum ausgebaut werden. Voran getrieben wird das Waltroper Vorhaben von einem eigens eingerichteten Lenkungskreis aus Verwaltung, Bürgerinnen und Bürgern.
Für den Förderzeitraum 2021–2023 ist derzeit die zweite, insgesamt mit rund 13 Millionen Euro dotierte Programmphase ausgeschrieben, mit der die konkrete Umsetzung der neuen „Dritten Orte“ möglich werden soll. Bewerben können sich bereits in Phase 1 geförderte wie auch weitere Projektträger mit einem tragfähigen Konzept für einen „Dritten Ort“.
Verschiedene Antragsfristen und Anforderungen – Neue Beschlussfassung nach Beratung von „startklar“
Seit dem letzten Sachstandsbericht im Waltroper Ausschuss für Schule, Kultur und Sport am 12. März haben sich bezüglich des Projekts und der geplanten Förderanträge Entwicklungen ergeben, aus denen sich in den Augen von Verwaltung und Lenkungskreis die Notwendigkeit für eine veränderte Beschlussfassung ergibt.
Aufgrund sich ausschließender Antragsfristen wird es nicht möglich sein, „Dritte Orte“-Projektmittel der 2. Förderphase mit Mitteln der Städtebauförderung zeitlich unmittelbar zu verknüpfen. Von der Gewährung von Städtebaufördermitteln bis zu einer Realisierung des Förderziels (eines Neu- oder Anbaus) nach Ausschreibung, Beschlüssen und Vergabe vergeht Zeit, in der Mittel aus dem Projekt „Dritte Orte“ nicht „geparkt“ werden dürfen. Sollte eine Antragstellung beim MKW erfolgreich sein, müsste schon im Winter 20/21 mit der Umsetzung des Projekts begonnen werden.
Nach ausführlicher Beratung durch das vom Land NRW als Programmbüro mit der Vorbereitung und Begleitung des Förderprogramms „Dritter Ort“ beauftragte Projektbüro „startkIar“ hat VHS-Leiter M.-Clemens Schmale das Projekt „Dritter Ort“ in der Sitzung des Ausschusses für Schule, Kultur, Sport am 26. Mai erneut präsentiert und erläutert. Seine Beschlussvorschläge hat der Ausschuss einstimmig befürwortet.
Der Ausschuss für Schule, Kultur und Sport empfiehlt dem Rat, die Verwaltung zu beauftragen, beim Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen (MKW) einen Förderantrag zur Umsetzungsphase des Projekts „Dritte Orte“ in den Jahren 2021, 2022 und 2023 zu stellen. Unabhängig von der Jury-Entscheidung empfiehlt der Ausschuss dem Rat darüber hinaus, die Verwaltung zu beauftragen, das Waltroper Projekt „Dritter Ort“ vor dem Hintergrund der Einrichtung eines Neubaus oder Anbaus an der Ziegeleistraße 14 voranzutreiben und die eventuelle Förderung diesbezüglich aus Mitteln der Städtebauförderung zu prüfen.
Trotz der Schwierigkeiten durch die unterschiedlichen Antragsfristen müssen die unterschiedlichen Akteure und die verschiedenen Zeitstränge vor dem Hintergrund einer weiterhin angespannten Haushaltssituation unter einen Hut gebracht werden, ohne das ursprüngliche Ziel aus den Augen zu verlieren.
„Dritter Ort sofort“ – Projekt soll im Falle eines erfolgreichen Förderantrags zeitnah umgesetzt werden
Wie Waltrops „Dritter Ort“ sofort und vorbehaltlich eines späteren Anbaus inhaltlich und räumlich gestaltet werden könnte, planen jetzt Lenkungsausschuss und Verwaltung. Gemeinsam entwickeln sie Ideen für einen zeitnahen Betrieb, mit denen weitere Fördergelder gewonnen und das Projekt auf Kurs gehalten werden soll.
Klar ist: Die MKW-Fördersumme soll im Falle einer erfolgreichen Bewerbung unter anderem dazu genutzt werden, den einzubeziehenden Altbau des HBK zu ertüchtigen, Personal befristet zu beschäftigen, Anschaffungen zu tätigen und kulturelle Veranstaltungen zu finanzieren.
Im Mittelpunkt der Überlegungen des Lenkungskreises stehen die Herstellung der Barrierefreiheit im bestehenden Gebäude, die Einbeziehung der jetzigen Übergangsbücherei und die Realisierung verschiedener Veranstaltungsformate. Sowohl im bestehenden HBK als auch auf der Freifläche daneben, die künftig temporär mithilfe eines Zeltes, Pavillons oder Containers überbaut werden könnte, sollen besondere Aktionen und Veranstaltungen stattfinden. Ferner soll eine Kulturinitiative mit interessierten und engagierten Waltroperinnen und Waltropern gegründet werden, die als Partner gemeinsam mit der Stadt Waltrop das Projekt weiter vorantreibt und umsetzt.
Auch unter dem Motto „Dritter Ort sofort“ soll es also weiterhin um die langfristige Nutzung und den gewünschten Ausbau der Einrichtung gehen – es soll in kleinem Rahmen schnell entstehen, was langfristig gedacht im großen Rahmen geplant ist.
Jährliche Landesmittel sollen einerseits sofort die kulturelle Infrastruktur und das kulturelle Angebot in Waltrop verbessern und andererseits einen Ausbau des HBK zu einer attraktiven Mediathek mit vielseitiger Ausprägung als Begegnungszentrum vorantreiben.
Auf dem Weg zu einem „Dritten Ort sofort“ wurde - auf Vorschlag und Vermittlung von „startklar“ - ein Beratungsbüro aus Münster hinzugezogen, um die räumliche Gestaltung des neuen Konzepts als „Kultur-Wohnzimmer“ gemeinsam mit Bürgern und Bürgerinnen sowie Verwaltung inhaltlich zu konkretisieren.
Für die Nutzung jener Außenfläche, auf der später auch der Anbau oder Neubau entstehen soll, müsste die kleine Parkfläche ab Anfang 2021 ganz oder teilweise aufgegeben bzw. umgewidmet werden.
Über den Folgeantrag zur Errichtung einer neuen Mediathek im Rahmen des „Dritten Orts“ (gegebenenfalls mit Hilfe von Städtebauförderung) soll zu einem späteren Zeitpunkt abschließend entschieden werden.
Weitere Informationen unter Tel. 02309 96260, per E-Mail an vhs@vhs-waltrop.de oder persönlich im Haus der Bildung und Kultur (HBK) in der Ziegeleistraße 14, 45731 Waltrop.
>>> ZUR PROJEKTSEITE DES LANDES NRW
>>> ZUR WEBSITE DER VHS WALTROP
INFO: DRITTE ORTE
In den 1980er-Jahren vom amerikanischen Soziologen Ray Oldenburg geprägt, beschreibt der Begriff des Dritten Ortes öffentliche Orte für Begegnung und Austausch in Abgrenzung zum Ersten Ort, dem Zuhause, und dem Zweiten Ort, der Arbeit. Mit dem Förderprogramm „Dritte Orte – Häuser für Kultur und Begegnung im ländlichen Raum“ unterstützt die Landesregierung Konzepte für die kulturelle Infrastruktur in ländlichen Regionen. Ziel ist die Entwicklung von neuen und die Weiterentwicklung von bereits bestehenden Dritten Orten: Kultur- und Bildungsangebote sollen durch Öffnung, Vernetzung und Bündelung zu regionalen Ankerpunkten werden. In der mit 750.000 Euro ausgestatteten ersten Förderphase wird zunächst die Konzeptentwicklung von Dritten Orten unterstützt. Im Rahmen des Förderprogramms zeichnet sich eine Kultureinrichtung als Dritter Ort durch die Erfüllung weiterer Merkmale aus – dazu gehört vor allem der niedrigschwellige Zugang, eine einladende Atmosphäre, verschiedene Nutzungen sowie die Mitwirkung der Bürgerinnen und Bürger. Das Spektrum ist damit sehr breit.
KURZINFO: HAUS DER BILDUNG UND KULTUR
Seit über 100 Jahren ist das Gebäude an der Ziegleistraße 14 mit kulturellen Merkmalen verknüpft. Lange Zeit „Spielstätte“ der Musikschule, ist es seit vielen Jahren der Ort der Volkshochschule. Es beherbergt deren Büros und bietet mit zwölf Unterrichtsräumen Platz für Kurse, Bildungsurlaube, Wochenend-Workshops und kulturelle Veranstaltungen wie Vorträge, Lesungen und Konzerte. Seit gut zehn Jahren ist das Haus auch „Heimat“ anderer städtischer Büros im Kulturbereich (Kulturbüro, Sportbüro, Waltroper Parkfest, Kinder- und Jugendbüro). Kernstück der Weiterentwicklung zu einem „Dritten Ort“ soll die Neugestaltung der Stadtbücherei sein. Es ist vorgesehen, diese mit der gut etablierten Volkshochschule räumlich und programmatisch stärker zu verbinden, so dass den Interessen und Bedürfnissen der Nutzerinnen und Nutzer, v.a. auch Familien mit Kindern, stärker Rechnung getragen werden kann. Es sollen zusammen mit einem Café niederschwellige Angebote geschaffen werden, Räume die Aufenthaltsqualität bieten und Appetit machen auf Kultur- und Bildungsangebote. In Zukunft könnten mehre Räume für Gruppen, Vereine und Verbände zur Verfügung gestellt werden – eventuell auch außerhalb der üblichen Öffnungszeiten. Da in Waltrop eine lange Tradition bürgerschaftlichen Engagements und gesellschaftlicher Partizipation besteht, soll im Rahmen des Prozesses der „Dritten Orte“ auf einer breiten Basis gemeinsam mit einer Vielzahl von Partnern, kommunalen Einrichtungen, freien künstlerischen und kulturellen Initiativen, Vereinen, Bürgerinnen und Bürgern das Haus der Bildung und Kultur weiterentwickelt werden.
Auf dem Bild: Grafik mit stilisierten Personen, Sprech- und Denkblasen, Projektlogo. Text im Bild: Forum Waltrop 3. Ort. © Volkshochschule Waltrop, Online-Redaktion Waltrop